Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Beitragvon -sd- » 16.03.2014, 11:22

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Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Ein erster Anhaltspunkt:
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antise ... rnachweis/

Ein Ahnenpaß war eine wichtige Voraussetzung für den "Ariernachweis", den jeder
Bürger des Deutschen Reichs zu erbringen hatte, seit durch die Nürnberger Gesetze
das volle Bürgerrecht (Reichsbürgerschaft) ausschließlich an Bürger mit "deutscher
oder artverwandter Abstammung" verliehen wurde. Ein vollständiger, amtlich und /
oder kirchlich beglaubigter Ahnenpaß ersetzte die sonst geforderten Geburts-, Tauf-
und Trauurkunden.

Quelle: http://www.dhm.de/ausstellungen/lebenss ... 2_140b.htm

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Hier sind Basis-Informationen zum Themenkomplex 'Ariernachweis' nachlesbar:

http://wiki-de.genealogy.net/Ariernachweis
http://de.wikipedia.org/wiki/Ariernachweis


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Ergänzend dazu hat Marc Plessa in der 'Masurischen Biene', Folge 32, Dezember 2011,
den Mitteilungen der Genealogischen Arbeitsgemeinschaft Neidenburg und Ortelsburg
(GeAGNO) / Historische Masurische Vereinigung (HMV), einen m.E. informativen Text
veröffentlicht. Siehe: viewtopic.php?f=145&t=3423

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Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Beitragvon -sd- » 23.01.2021, 17:17

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'Ariernachweis' ist Umgangsdeutsch für den 'Nachweis der deutschblütien
Abstammung'. Die Form des Ariernachweises war nirgends festgelegt.
Wer wollte, besorgte sich einen der schon in den 1920er Jahren bei Familien-
forschern beliebten Ahnenpässe (man kann die heute noch kaufen) und
wies damit seine Abstammung nach, indem er die Felder mit den ihm
bekannten Daten ausfüllte und dem zuständigen Standesamt oder Kirch-
buchamt oder Pfarrei zur Beglaubigung übersandte. Oder er nahm dazu
einen der im III. Reich von der HJ oder von Sparkassen (zum Weltspartag)
verteilten Stammbaum-Vordrucke, und füllte den aus und ließ die
Eintragungen anschließend beglaubigen. Oder stellte einfach eine Hand
voll Geburts- und Heiratsurkunden respektive Tauf- und Trauscheine
zusammen, die seine deutschblütige Abstammung belegten.

Wer nur Dokumentenbündel zusammentrug, legte die dann meist einer
dazu bevollmächtigten Stelle vor und erhielt eine Bestätigung, daß ....
seine/ihre deutschblütige Abstammung bis zu den Großeltern nachgewie-
sen und damit der gesetzlichen Pflicht nachgekommen sei.

Sofern die Eintragungen darin amtlich per Dienstsiegel beglaubigt sind,
war das Ding der Ariernachweis. Denn wie oben schon gesagt, der
Nachweis war vorgeschrieben, seine Form war freigestellt.

Siegfried Rambaum

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Re: Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Beitragvon -sd- » 23.01.2021, 17:35

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Kann mir jemand sagen, ob Ariernachweise, die in der NS-Zeit
ausgestellt wurden, auch archiviert worden sind und wenn ja, wo man
diese abfordern oder einsehen kann ?



Die Nachweise wurden nicht zentral archiviert, sondern nach
Überprüfung an die einreichenden Eheleute zurückgegeben.

Klaus-Dieter Schulze

--

Wenn sie überprüft und zurückgegeben wurden, von wem wurden sie
dann ausgestellt ?

--

Das mußte man selber tun, d.h. sich auch um die entsprechenden
Beweisdokumente (Geburtsurkunden etc.) kümmern. Die Arier-
nachweise waren Pflicht für eine Menge Berufsgruppen.

N. O.

--

Die Ariernachweise von Mitgliedern der SS und einiger anderer Funktions-
träger wurden archiviert und können heute in Kopie angefordert werden..

Siehe dazu auch
http://wiki-de.genealogy.net/Ariernachweis

Dieter Schimmelpfennig
Mailto: webmaster@belgard.org

--

http://www.bundesarchiv.de/bundesarchiv/index.html.de

Dort befindet sich auch die Mitgliederkartei der NSDAP mit Karteikarten
enthaltend Foto und weitere Angaben zur Person. Nicht uninteressant.

Dieter Schimmelpfennig

--

Arische Nachweise.
Bitte verwechselt nicht den für bestimmte Bürger (Beamte, Rechtsanwälte, u.a.)
verpflichtende 'Arische Nachweis'. Für Angehörige der Allgemeinen SS
(nicht Waffen-SS) mußten es sogar mehr Generationen als normal sein –
und dem freiwilligen Ahnenbuch, welches man oft bei der Eheschließung
ausgehändigt bekam. Das ging nicht an die staatlichen Behörden wie die
Pflichtnachweise, sondern blieb in der Familie.
Ansonsten habe ich die Arischen Nachweise für meine Familie vom Bundes-
archiv in Berlin gegen Gebühr erhalten, ebenso wie die Mitgliedsnummern
zur NSDAP.

K. J. Fr.

--

Im Domstiftarchiv Brandenburg lagern die 'Stammtafeln / Ariernachweise'
von 600 Sieversdorfer Familien'. Inwieweit die vollständig sind, kann ich
nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, daß für meine Familie dieser Nach-
weis mit dem übereinstimmte, den ich bei meinem Großvater in der
Schublade gefunden habe.

Das soll auch nur ein Beispiel sein, daß evtl. doch größere Sammlungen
dieser Art in den Archiven liegen könnten.
Man müßte eben beim zuständigen Archiv einfach mal anfragen.

Norbert Seyer
Königs Wusterhausen

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Ahnenpaß sowie Ariernachweis.

Beitragvon -sd- » 23.01.2021, 17:49

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http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antise ... rnachweis/

ist m. E. recht informativ.

--

Mit Marc Plessa's Einverständnis gebe ich den nachfolgenden informativen
Text, den er am 15. Oktober 2004 in der OWP-Mailingliste eingestellt hatte,
an die am Thema Interessierten weiter.

Dieter Sommerfeld

-

Das Rasse- und Siedlungs-Hauptamt-SS hat "unvollständige" (kleine und große)
Ariernachweise aufbewahrt, da ja noch die 'Gefahr' bestand, daß ein 'Nicht-Arier'
unter den Vorfahren war, und solche Leute sollten ja keine Beamten-oder
Parteiposten inne haben. In diesen Akten befindet sich häufig ein Erbgesund-
heitsbogen, Lebensläufe mit Photos und weitere Schriftstücke. Nach dem Krieg
hat das 'Berlin Document Center' diese Akten mit anderen NSDAP-Unterlagen
zusammengefaßt und ausgewertet. Inzwischen sind die Akten im Bundes-
archiv Abt. III (ehem. Berlin Document Center) Finckensteinallee 63 12205 Berlin
http://www.bundesarchiv.de/aufgaben_org ... ich/00340/
zugänglich, außer der Datenschutz steht dem im Wege.
Die wichtigsten Bestände sind:

* Zentrale Mitgliederkartei der NSDAP (ca. 11 Mio. Karteien),
* Parteikorrespondenz (ca. 1,3 Mio. AE),
* Personenakten des Rasse- und Siedlungshauptamtes-SS (ca. 240 000 AE),
* Personalunterlagen von SS-Angehörigen (ca. 350 000 AE) ,
* Personalunterlagen von SA-Angehörigen (ca. 550 000 AE),
* Personalunterlagen von Umsiedlern (Einwandererzentralstelle Litzmannstadt),
* Personenakten der Reichskulturkammer.

Man erhält eigentlich nur Akten von Personen der Zeitgeschichte, von eigenen
Vorfahren, wenn sie verstorben sind UND man das Geburtsdatum kennt (!)
oder allgemeine Akten. Man kann also nicht einfach hingehen und sich durch
die Akten wühlen.

In den USA sind die Akten als Mikrofilme im 'National Archive' frei zugänglich,
alphabetisch sortiert und kopierbar - nur wer kommt schon nach Amerika ?

Die üblichen Stammbücher wurden weder kopiert noch aufbewahrt.
Diese befinden sich ausschließlich in Familienbesitz.

Marc Plessa

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Im Dritten Reich wurden häufig Abstammungsnachweise bzw. Arier-
nachweise verlangt. Wurden davon vom ausgebendem (Reichssippenamt ?)
Kopien gemacht und dort aufgehoben, oder gab es nur ein Exemplar, das
der Antragsteller erhalten hat ?

Sollten Kopien gemacht worden sein, welche Stelle hat die jetzt,
und kann man sie sich dort kopieren ?



Die üblichen Stammbücher wurden weder kopiert noch aufbewahrt.
Diese befinden sich ausschließlich in Familienbesitz.

Ich habe 1998 eine andere Erfahrung gemacht. Auf schriftliche Anfrage
und nach Einreichung von Abstammungsurkunden erhielt ich von dort
u.a. die Kopie der 'Kleinen SS-Ahnentafel' eines 1945 gefallenen Onkels.
Diese Tafel beinhaltet die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern des
Probanden und seiner Ehefrau. Ein Vermerk besagt, daß die SS-Ahnen-
tafel mit dem Ahnenpaß verglichen wurde. Daneben erhielt ich noch
einen Lebenslauf und andere Unterlagen aus dem SS-Bewerbungsbogen.

Dietrich Schulz
Homepage: http://www.telta.de/d.schulz/

-

Schau(t) doch auch mal ins GenWiki

http://wiki-de.genealogy.net/Ariernachweis

hinein und ergänzt ggf. den dortigen Artikel.

Uwe Baumbach

--

Als Ergänzung: Daten der SS und der teilweise der NSDAP liegen im
Bundesarchiv in Berlin. Wenn dort etwas liegt, ist es für Forscher wie
ein 6er im Lotto. In der Akte meines Großvaters lagen zwei Stamm-
bäume (Oma und Opa) die bis in das 17te Jahrhundert reichten.

Th. A.

-

Die Mitgliederkartei der NSDAP liegt (z.T.) im Bundesarchiv in Berlin.

Der Ariernachweis war Pflicht und ist z.T. noch vorhanden.

Bundesarchiv, Abt Deutsches Reich
Postfach 45 05 69, 12175 Berlin
Finckensteinalle 63, 12205 Berlin

T: 01888 / 7770-0

berlin@barch.bund.de

In einem Flyer ist auch noch ein Hinweis zu Personalunterlagen
angegeben:

Bundesarchiv, Außenstelle Aachen-Kornelimünster
Zentralnachweisstelle
Abteigarten 6, 52076 Aachen

T: 02408 / 147-0, F: -37

zns@barch.bund.de

Udo Morschka

-

26. Dezember 2008

Mir liegt ein so bezeichnetes Gutachten der Reichsstelle für Sippen-
forschung, Berlin NW 7, v.17.09.1936 vor, in dem die Person "deutschen
oder artsverwandten Blutes i.S.der 1.VO zum Reichsbürgergesetz
v. 14.11.1935 (RGBl. I S.1333) sowie arisch i.S. der Richtlinien zu
§ 1 a des Reichsbeamtengesetzes i.d.F.d.Gesetzes v.30.06.1933
(RGBL. I S.433) v.08.08.1933 (RGBL. I S.575)" ist - mit dem Zusatz
"Die Abstammung wurde hier nachgeprüft."

Mir liegt überdies ein Fragebogen zur Erlangung der Verlobungs-
genehmigung für SS-Angehörige vor (Namen, Zugehörigkeit zur SS seit,
Dienstgrad, SS-Einheit, Mitgl.Nr., Konfession, usw. mit Lebenslauf).

Das HEROLD-Jahrbuch, 5.Band 2000, S.147 ff., enthält übrigens einen
40 Seiten umfassenden Artikel von Babett Stach 'Personenbezogene
Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das Bundesarchiv
in Berlin und seine Bestände ...'

Klaus Scherler

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