Schlacht bei Preußisch-Eylau 1807.

Deutschland unter französischem Einfluß.

Schlacht bei Preußisch-Eylau 1807.

Beitragvon -sd- » 07.10.2019, 19:31

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Am Wäldchen von Kutschitten. Der zweite Tag der Schlacht bei Pr.-Eylau.

Die Schlacht bei Pr.-Eylau vom 7. und 8. Februar 1807 gehört zu den blutigsten der
napoleonischen Kriege. Außer der Stadt waren Schloditten, Serpallen, Grünhöfchen,
Kutschitten und Auklappen Brennpunkte des mörderischen Ringens. Preußisch-Eylau
wechselte am 7. Februar dreimal den Besitzer; die Flammen der brennenden Häuser
beleuchteten abends furchtbare Szenen des Straßenkampfes.

Auf russischer Seite hatte der aus Niedersachsen stammende General Bennigsen den
Oberbefehl; Napoleon führte seine Truppen selbst. Er gedachte, gegen die russische
Armee am nächsten Tage einen entscheidenden Schlag zu führen. Im dichten Schnee-
gestöber gerieten jedoch am Vormittag des 8. Februar unvermutet französische
Divisionen in den Kartätschenhagel der geschickt aufgestellten russischen Batterien
und wurden entsetzlich gelichtet. Die französische Kavallerie stellte die Lage wieder
her. Nach mehrstündigem Wirkungsfeuer seiner Artillerie hielt Napoleon gegen zwei
Uhr nachmittags die Russen für hinreichend zermürbt und befahl den Generalangriff.
Der linke Flügel der Russen wurde umklammert, ihr Zentrum wankte — das Schicksal
der Zarenarmee schien besiegelt zu sein, ihre Vernichtung gewiß.

Als die Not am höchsten war, rückte ein kleines preußisches Korps unter General
L'Estocq, dem Oberst Scharnhorst als Generalquartiermeister beigegeben war, heran,
und griff auf dem in der Auflösung begriffenen linken russischen Flügel ein. Es waren
nur einige tausend Mann, die hier antraten; meist ostpreußische Regimenter. Fast
zwölf Stunden waren die Soldaten, schlecht ernährt und überanstrengt, durch ver-
wehte Hohlwege und zerfurchte Feldwege marschiert. Sie rissen sich aber zusammen;
es ging um das Bestehen des Staates und das Schicksal ihrer Heimat. Ihr erster Angriff
richtete sich auf das Birkenwäldchen von Kutschitten.

„Mit klingendem Spiel, von der Abendsonne beleuchtet, die endlich noch hervorblickte,
um das entsetzlichste aller Schlachtfelder zu bescheinen, unter gegenseitigem
heftigen Geschützfeuer, rückte die preußische Infanterie vor ..." So schildert ein Zeit-
genosse die Haltung der Truppe. Bis über Auklappen ging der Stoß. Napoleon war der
schon sicher gewähnte Sieg aus den Händen gewunden. Wie es auf dem Schlachtfeld
aussah, überliefert uns ein damals geschriebener Bericht:

„Zwei Tage war hier geschlachtet worden, und das Leichentuch, das der Winter über
die Schreckensszene ausbreitete, nicht dicht genug, um für das Auge alle Greul zu
verbergen, für das Ohr, das Jammergeschrei zu ersticken. Und nicht auf ein einzelnes
Feld war die Schlacht beschränkt geblieben; sie hatte sich über eine Fläche von vielen
Geviertmeilen ausgebreitet, niedergebrannte und brennende Dörfer lagen in dem blut-
getränkten Bezirk, und in das Todesgeröchel der sterbenden Krieger mischte sich das
Wehklagen und Wimmern der obdachlos herumirrenden Frauen und Kinder. Dazu nun
die Schwärme beutegieriger Kosaken, die ärger als Wölfe und Hyänen während der
Nachtzeit dem Jammergeschrei und der Leichenwitterung nachspürten, die Toten
beraubten und auch die Verwundeten nicht schonten, denen sie wohl nicht das Leben,
aber Rock und Hemd nahmen. Den gefrorenen Leichnamen schnitten sie die Beine ab,
um sie am nächsten Wachtfeuer aufzutauen und ihnen die Stiefel bequemer ausziehen
zu können“.

Gegen siebzigtausend Mann mögen auf jeder Seite gefochten haben; etwa 18.000 bis
20.000 Mann an Toten und Verwundeten hatte jede Partei zu beklagen, — Opfer des
ungehemmten Ehrgeizes eines Einzelnen.

Quelle. OSTPREUSSENBLATT, 25. September 1952

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