Erschießung der Schill'schen Offiziere am 16. Sept. 1809.

Deutschland unter französischem Einfluß.

Erschießung der Schill'schen Offiziere am 16. Sept. 1809.

Beitragvon -sd- » 01.02.2018, 20:15

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Blätter ostpreußischer Geschichte.

Die Erschießung der Schill'schen Offiziere.

Foto: Das von Schinkel geschaffene Grabmal für die elf erschossenen
Schill'schen Offiziere in Wesel.

Foto: Das Rathaus von Rastenburg blieb erhalten, über den beiden zum Balkon
führenden Türen befindet sich auch heute noch das Bärenwappen mit den drei
Tannen.

Die Wegstrecke von Ostpreußen bis Wesel ist weit; daher haben früher nur
sehr wenige Landsleute diese niederrheinische Stadt besucht. Allgemein
aber wußte man in Ostpreußen, daß auf dem Festungsgelände von Wesel elf
Schill'sche Offiziere auf Befehl Napoleons erschossen worden sind. Sie
gehörten dem von Major Ferdinand von Schill geführten Husarenregiment an,
das 1809 aus Berlin seinem leidenschaftlichen und tapferen Kommandeur
folgte, als er es auf eigene Faust unternahm, in Norddeutschland den
Aufstand gegen Napoleon zu entfachen. In Stralsund fiel Schill im Straßen_
kampf; seine Schar erlag nach tapferem Widerstand der Übermacht in den
engen Gassen der Stadt.

Mehreren hundert seiner Mitstreiter gelang der Durchbruch ins Freie. Dank
der Entschlossenheit eines Leutnants, der dem Gegner Attacken bis zum
letzten Atemzug androhte, wurde ihnen freier Abzug auf preußisches Staats-
gebiet zugestanden. Diese Männer sprach ein Militärgericht unter dem
Vorsitz des späteren Feldmarschalls Fürst Blücher von der Anklage des
Ungehorsams frei, weil nur der Regimentskommandeur als verantwortlich
gelten könne. Sie kamen nach Ostpreußen und wurden auf dort stehende
Regimenter verteilt. In den Freiheitskriegen haben sie ihre Pflicht als
gute Soldaten getan.

Das Gros der Schill'schen wurde gefangengenommen, infam behandelt und auf
Galeeren in nordfranzösische Häfen gebracht.

Die elf zum Tode verurteilten Offiziere traten gefaßt vor das Hinrichtungs-
kommando und bewahrten eine mannhafte Haltung; sie kommandierten selbst
"Feuer" und starben mit einem Hoch auf ihren König und auf Preußen.

Zwar war der überstürzt begonnener Versuch, das Land mitzureißen, geschei-
tert; aber Schill und seine Mitkämpfer hatten das Volk tiefer aufgerüttelt,
als es zuerst schien. Nach den Befreiungskriegen betrachtete man daher
die elf Opfer, die am 16. September 1809 vor den Wällen von Wesel hinge-
richtet worden waren, als Vorkämpfer für den Freiheitswillen.

Unter ihnen waren zwei, deren Wiege im alten Preußen, dem Land jenseits
der Weichsel stand. Es sind Constantin Wilhelm Gabain und Adolph von Keller.
Der erste wurde in Pr. Holland geboren, der zweite stammte aus Strasburg,
Regierungsbezirk Marienwerder.

Die Kasematte, in der die Gefangenen mehrere Wochen vor der Erschießung
verbringen mußten, ist erhalten; sie wird als Gedenkstätte gezeigt.
Bekannter ist das Denkmal, das nach dem Entwurf von Schinkel im Jahre 1835
gegossen wurde. Es steht auf dem Platz der Hinrichtung, wo die Gebeine der
Offiziere ruhen. Die Bombenteppiche von 1945 verschonten das Grabmal, das
in grüner Umgebung gehegt wird.

Die Stadt Wesel hat beim Neuaufbau der Stadt in dem neuen Stadtteil zwischen
Bahnhof und Zitadelle die Straßen nach den Schill'schen Helden benannt. Und
wer durch die Gabain- oder von Kellerstraße geht, sieht hier die Erinnerung
an zwei Ostpreußen festgehalten. Gr.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 13. Juli 1957

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