Namensendung -ies / -is.

Woher stammt mein Name ?

Namensendung -ies / -is.

Beitragvon -sd- » 15.01.2021, 14:16

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Eine Frage zur Endung bei Familiennamen. Gibt es einen Unterschied
bzgl. der Endung auf -ies/-is bei den Familiennamen ? Ich habe gehört,
daß Namen auf -ies prussisch sind und Namen auf -is litauisch.
Ist das so ?



Eher ist es umgekehrt. Dazu aus 'Die deutschen Personennamen'
von Adolf Bach, Seite 450:

Die litauischen Namen sind gekennzeichnet durch die Endungen -atis,
aitis (oft verkürzt zu -at, ait, -eit, -eis), ferner durch -(ig)keit, -u(h)n,
-ies, -is, -us.

Zu den prussischen Namen wieder aus dem Buch von Reinhold
Trautmann 'Die altpreußischen Personennamen', Seite 188:

Besonders in lateinischen Quellen steht der prussische Name in unver-
änderter Gestalt im Nominativ auch da, wo wir einen obliquen Kasus
erwarten und dann auch finden, wenn der Name latinisiert ist.
Zur Charakterisierung gebe ich einige Belege:
105, 239 donamus fideli nostro Rusteyko;
114, 128 contulimus Swinconi Prutheno et filiis suis Nawekys
Nacolnis Bainne Samides (-ys -is -es sind die prussischen Nominativ-
endungen; -e ist nicht klar s. u. und vom prussischen Nominativ
Swinco vgl. Clauco aus ist der lat. Dativ Swinconi gebildet);

Heinz Muhsal

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Wegen Textübernahme angefragt.

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Die Erklärungen zu -ait, -eit sind nur ein Teil. Es gibt aber weitere Erklärungen.
Dazu heißt es bei Heintze-Cascorbi 'Die deutschen Familiennamen':

Unter den littauischen Familiennamen stehen im Vordergrunde die ursprünglich
patronymischen Bildungen auf -atis und -aitis, welche dann auch verkleinernd
gebraucht werden - z. B. Baltratis von Baltras (Balthasar), Obramaitis von
Obramas (Abraham). Gewöhnlich haben sie die Endung is abgeworfen und er-
scheinen in den Formen at, eit: Balzuweit, Balschuweit, Baltzuweit (von Balthasar
oder Blasius) Bendzuweit (Benedictus) u.a. Es gibt aber auch Ableitungen von
Gattungsnamen, wie Kaprolatis von Kaprolas (Korporal), selbst von deutschen
Stämmen: Beckereit, Kuschnereit (Kürschner), Schneidereit, Schulmeistrat,
Schustereit.

Heinz Muhsal

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Beate Szillis-Kappelhoff antwortete:

Es schwirren bei deutschen Namenbüchern einfach nur so viele falsche Deut-
ungen herum. Es handelt sich eben nicht um deutsche Familiennamen sondern
um baltische. Und da gibt es andere Gesetzmäßigkeiten.

Z.B. leitet sich Baltrus/ Baltras/ Baltratis nicht von Balthasar ab sondern von
"baltrussas" (weißes Pferd) oder von "balttruschas" (weißes Kaninchen) ab.
Und Balzuweit ist nach Vanagas und Endzelin ein lettischer Name, der ein
technisches Gerät beschreibt, nämlich den Schlittensohlenverbund und eher
auf einen Handwerker weist. Bendzuweit wiederum ist der Sohn eines land-
wirtschaftlichen Teilhabers. Zu Kaprolas: Vanagas leitet Kaprauskas von
polnisch Kaprocki ab.

Die Endungen -eitis usw. konnten sich erst dann über mehrere Generationen
halten, als die Namen festgeschrieben wurden. Und das war in der Regel die
Zeit, als Standesämter aufkamen.

Beate Szillis-Kappelhoff

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