Auswanderung über Glückstadt oder sonstwo ?

Suche nach Vorfahren, die in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten
sowie deren Nachfahren.

Auswanderung über Glückstadt oder sonstwo ?

Beitragvon -sd- » 09.09.2014, 17:32

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Auswanderung über Glückstadt oder sonstwo ?

Hallo Dieter,

möglich ist alles ! Ich suche bereits seit Jahren eine ausgewanderte
Familie aus der Lüneburger Heide. Wir wissen beiderseits des Ozeans,
daß sie ausgewandert und auch angekommen sind. Nur wann und von
wo, ist das große Fragezeichen. Für diese Familie kommen alle Jahre
von ca. 1800 bis 1870 und alle Häfen von Frankreich bis Dänemark
in Frage.

Zum Problem der armen Auswanderer. Viele haben die Auswanderung
freiwillig oder unfreiwillig (= shanghaied) über die Heuer angetreten.
Piratenfilme lassen grüßen ! Eine sehr gute Literatur im Bereich
Unterhaltung dazu sind die Bücher über Capitän Hornblower. Wenn
auch abenteuerlich, stimmen jedenfalls die Anheuerungspraktiken
und auch die Behandlung der Seeleute. 'Hornblower' spielt zur Zeit
Napoleons.

Die Seeschiffahrt kann gut im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven erforscht
werden. Maritim eingestellte Bibliotheken in Bremerhaven, Bremen,
Hamburg, Rostock, Wismar, Kopenhagen, Esbjerg, Emden, Stralsund etc.
müßten gute Rechercheansätze zu Seeleuten der Handelsmarine, Wal-
fangflotte, Heringsfischerei und Küstenschiffahrt bieten.

Auswanderung ist / war ein spezielles Thema von Frau Helga Frobeen
(sie verstarb am 31. Januar 2007 77jährig in Hamburg) und auch von
mir. D.h. aber nicht, daß ich alles darüber weiß. Ich habe nur im
Einwohneramt gelernt und dabei die "staatlichen Wege" Hamburgs
kennengelernt. Vieles wird immer noch so gehandhabt wie zu Ururoma's
Zeiten.

Was mußte alles zuvor erledigt werden, wenn jemand auswandern wollte ?
Zunächst war erforderlich, daß das Hab und Gut öffentlich verkauft
wurde / werden mußte. Grund und Boden sowie Häuser und Vieh wurden
über das dörfliche Käseblatt als Verkaufsgut angezeigt. Die Familien
mußten dann Entlassungspapiere aus der Staatsbürgerschaft, Pässe,
Geldguthaben, Gesundheitszeugnisse, Steuerentlastungspapiere, Militär-
freistellungen, -entlassungen etc. vorlegen. In dem jeweiligen
Auswanderer-Hafen trafen sie in den Hotels, Unterkünften, Bruchbuden,
auf die Werber der Reedereien oder freie Werber, die ihnen die USA
schmackhaft machten. Bereits im Heimatort haben viele Familien diesen
Werbern Geld gezahlt, um einen Platz im Schiffs-Zwischendeck zu
erhalten. Manchmal waren es ehrliche Werber, manchmal auch Diebe.

Viele junge Männer flüchteten ganz einfach vor dem Militärdienst.
Dabei tat sich die Schwierigkeit auf, keine Papiere zu haben. Diese
Männer versuchten es eben auf allen möglichen Wegen, wegzukommen.

Frauen hatten es etwas schwerer. Sie mußten sich die Schiffs-Passage
als Dienstmädchen reicher Amis, deutscher oder schweizer Familien
verdienen. Andere bekamen die Überfahrt bezahlt, weil ein Werber
gerade deutsche Dienstmädchen für den New Yorker, Bostoner, Washing-
toner oder New Orleans "Adel" besorgen sollte. Moderner Sklavenhandel
läßt grüßen !

Wieder andere hatten das Ticket von bereits ausgewanderten Angehörigen
bekommen. Manche Passagierlisten teilen uns auch mit, daß Ausgewanderte
die Heimat besuchten und ..... ich denke jetzt mal quer. Was wäre,
wenn der ältere Bruder mit Familie bereits ausgewandert war und jetzt
allein die alte Heimat besuchte und den amerikanischen Paß des Sohnes
oder eines Freundes mitbrachte, um dann gemeinsam mit einem jüngeren
Bruder auszuwandern ? Kein Paß der damaligen Zeit hatte ein Bild, kein
Paß enthielt Unterschriften. Welcher Bauernsohn konnte schon seinen
Namen schreiben ? Welcher Beamte konnte das kontrollieren ? Ellis
Island griff nur bei den offiziellen Auswanderern. Amerikaner wurden
nicht erfaßt. Und … auch Geld machte damals vieles möglich.

Ich sage also: Viel Spaß beim Suchen für alle beiderseits des Ozeans,
und ich wünsche allen nur ehrliche Vorfahren, die immer schön angegeben
haben, wer sie sind und woher sie kommen.

Kirsten Fuhlendorf-Wendt

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