Krefelder Leinweber gründeten Germantown.

Quellen zur mennonitischen Familienforschung.

Krefelder Leinweber gründeten Germantown.

Beitragvon -sd- » 18.07.2019, 09:08

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Krefelder Leinweber wandern aus.
Die Deutsche „Mayflower“ hieß „Concord“ – Gründung von Germantown.

Im Sommer des Vorjahres fuhr von Plymouth eine genaue Nachbildung der 'Mayflower',
jenes Schiffes, das 1620 die sogenannten Pilgerväter als erste planmäßige Kolonisten
nach Nordamerika brachte, über den Atlantischen Ozean, um die Erinnerung an dieses
so wesentliche Ereignis bei den Amerikanern von heute wachzuhalten. Diese Pilger-
väter waren Puritaner, die um ihres Glaubens willen ihre angelsächsische Heimat
verließen, um in den noch kaum erschlossenen überseeischen Ländern, die ihrem
Heimatstaate gehörten, ein Leben zu gewinnen, das nicht durch intolerante religiöse
Vorschriften gehemmt wurde. Sie waren fleißige Leute, die nach dem Grundsatz
„bete und arbeite“ lebten. Die Siedlungen der Pilgerväter hatten es anfänglich nicht
leicht, aber sie blühten bald auf und entwickelten sich zu richtigen Provinzen des
englischen Weltreichs, waren aber 150 Jahre später auch die ersten, die sich gegen
die Unterdrückung wehrten.

Wir haben auch so ein Schiff in unserer Geschichte ! Es ist die 'Concord', die mit
dreizehn Krefelder Leineweberfamilien am 24. Juli 1683 Europa verließ und am
6. Oktober endlich Philadelphia erreichten. Die Krefelder waren Mennoniten, ge-
hörten also jener evangelischen Glaubensgemeinschaft an, die der Friese Menno
Simon gegründet hatte und die neben der Pflege der Sittlichkeit, Herzensmilde und
Reinheit, sich der Verfolgung Andersgläubiger, aber auch des Tragens und Gebrauchs
von Waffen, ja jeder Gegenwehr enthielten, ebenso wie jegliche Teilnahme an einer
weltlichen Regierung. In den Niederlanden marterten die Spanier Zehntausende dieser
Sektierer und auch in Süddeutschland und in der Schweiz wurden sie blutig verfolgt.
William Penn, der Gründer der Heimstätte für alle ihres Glaubens Verfolgten Pennsyl-
vanien, lud die Mennoniten ein, nach Amerika auszuwandern. Der junge Rechtsgelehrte
Franz Daniel Pastorius aus Sommerhausen, der auch dieser Glaubensgemeinschaft an-
gehörte, wurde von William Penn mit der Organisierung der Auswanderung betraut.

Penns amerikanisches Waldrevier war von einigen Hundert Quäkern bewohnt, die mit
den Indianern in Frieden und Freundschaft lebten und den „Ort der Brüderlichkeit –
Philadelphia“ erbaut hatten.

Die dreizehn Krefelder Leineweberfamilien, insgesamt 33 Köpfe, waren zwar nicht die
ersten Deutschen, die an dieser Küste landeten, aber sie brachten nicht nur eine eigene
Ordnung, sondern auch ihr Handwerkszeug mit und gründeten einige tausend Schritte
von Philadelphia entfernt den Ort Germantown, also Deutschenstadt, der sich
bald zu einem blühenden Gemeinwesen entwickelte.

Die rheinischen Leineweber waren auch tüchtige Landwirte und Obstzüchter, ja sie
bauten auch Wein an. Auf dem Ortssiegel ist zu lesen „Vinum, Linum et Textrinum"
(Wein, Lein und Webeschrein) — wahrlich ein Symbol für die vielen Deutschen, die
später nach Nordamerika auswanderten und als Landwirte und Gewerbetreibende
dem neuen Erdteil so viel genützt haben. Germantown trieb bald einen schwunghaften
Leinenhandel mit den Indianern und den Engländern auf Barbados und wurde wohl-
habend. Schon 1691 erhielt Germantown Stadtrecht und Pastorius wurde erster
Bürgermeister von Germantown.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Februar 1958

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